Ob beim Firmenlauf oder im Arbeitsalltag – gemeinsam läuft’s einfach besser. Wie stark regionale Zusammenarbeit sein kann, zeigen SZM Spannwerkzeuge Zella-Mehlis und Feinmess Suhl – zwei Unternehmen aus dem Netzwerk der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft (KAG) für ein Oberzentrum Südthüringen. Sie stehen exemplarisch für das, was möglich wird, wenn Unternehmer sich begegnen und ins Gespräch kommen: neue Ideen, konkrete Kooperation – und ein starkes Zeichen für Südthüringen. Mit Sabine Weiß, Geschäftsführerin der SZM Spannwerkzeuge GmbH und Nils Blondin, Geschäftsführer der Feinmess GmbH, hat die KAG über die gemeinsame Arbeit gesprochen.
Was macht Ihre beiden Unternehmen in Südthüringen so besonders?
Sabine Weiß: Wir fertigen hochpräzise Spannwerkzeuge exakt nach Zeichnung – immer abgestimmt auf den individuellen Kundenwunsch. Unsere Stärke liegt in der flexiblen Sonderfertigung, in hoher Qualität und schnellen Reaktionszeiten. Seit Jahrzehnten sind wir Partner der Industrie, in Optik-, Medizin- oder Maschinenbauindustrie. Unsere Zielmärkte sind international, aber unsere Verwurzelung ist ganz klar hier im Oberzentrum Südthüringen. Wir stehen für regionale Verantwortung, gute Ausbildung und Innovationskraft.
Nils Blondin: Seit mehr als 140 Jahren entwickeln und fertigen wir feinmechanische Baugruppen, die oft das Herzstück technischer Systeme bilden. Unsere Stärke ist es, komplexe Anforderungen in hochpräzise Lösungen zu übersetzen – genau, zuverlässig und mit Weitblick. Auch wir sind international tätig, aber haben uns klar an diesen Standort gebunden.
Was davon kennt „Otto Normalverbraucher“ vielleicht, ohne es zu wissen?
Nils Blondin: Unsere Komponenten finden sich in Messsystemen, Laborgeräten oder Medizintechnik. Man sieht sie nicht – aber sie leisten im Hintergrund hochpräzise Arbeit.
Sabine Weiß: Unsere Spannwerkzeuge sind die Grundlage dafür, dass präzise Produkte entstehen können. Man hält sie nie in der Hand, aber ohne sie gäbe es viele moderne Produkte nicht.
Was hat Sie zum KAG-Netzwerkabend geführt?
Sabine Weiß: Ganz ehrlich: Das erste Treffen im November 2024 war für mich denkbar schlecht gelegen. Freitagabend, Lions-Club-Termin, Kinderwettkämpfe… Aber wir dachten, mal reinschauen kann nicht schaden. Und das hat sich gelohnt. Es war kein steifes Netzwerken, sondern offener Austausch unter Unternehmern – direkt, ehrlich, ungezwungen.
Nils Blondin: Ich selbst konnte bei dem ersten Treffen nicht dabei sein, aber mein Kollege Volker Runge hat Frau Weiß kennengelernt. Beim zweiten Netzwerktreffen im März saßen wir dann beim „Speed-Dating“ nebeneinander – und aus einem lockeren Gespräch wurde ziemlich schnell eine konkrete Idee.
Sabine Weiß: Und das war genau das, was die KAG mit ihrem Netzwerkabend geschafft hat: Menschen ins Gespräch bringen – am Ende ist es fast egal in welchem Format. Der Mehrwert entsteht im Miteinander.
Was genau ist das Ziel Ihrer Kooperation?
Nils Blondin: Wir hatten gerade Spannzangen für ein neues Projekt angefragt – konkret ging es um mitlaufende Sonder-Spannzangen mit sehr spezifischen geometrischen Eigenschaften für unseren FlexTrieb®. Bisher liefen solche Anfragen immer über Händler, doch beim Netzwerkabend habe ich direkt erzählt, was wir wirklich brauchen. SZM hat sofort verstanden, worum es geht – und ohne großes Zögern gesagt: Kriegen wir hin. Andere Anbieter hatten zuvor abgelehnt, aber SZM hat direkt zugesagt und geliefert. Diese schnelle, lösungsorientierte Reaktion war für uns ein echtes Aha-Erlebnis – und zeigt, wie wertvoll starke, regionale Partner sein können.
Sabine Weiß: Bei uns zählt: Was braucht der Kunde – und wie können wir es möglich machen? Bei Sonderlösungen hören viele auf – wir fangen da erst an. Wir erklären unseren Mitarbeitern auch, für was ein Teil gebraucht wird – das macht einen Unterschied. Nicht nur für den Kunden, sondern auch für unsere Mitarbeitenden. Die sehen: Meine Arbeit hat Sinn.
Wäre Ihre Kooperation ohne die KAG zustande gekommen?
Sabine Weiß: Wahrscheinlich nicht. Wir hätten uns sonst kaum getroffen – obwohl wir so nah beieinander sind. Der Netzwerkabend war der entscheidende Impuls.
Nils Blondin: Die KAG – und konkret ihre AG Wirtschaftsförderung – hat genau das getan, was Wirtschaftsförderung leisten muss: Menschen vernetzen, Kompetenzen zusammenbringen. Ohne Folien, ohne große Vorträge. Sondern einfach im Gespräch.
Sabine Weiß: Und wenn man dann auch noch andere Unternehmen kennenlernt, sieht, wie die Dinge organisieren, Ideen mitnimmt – dann ist das ein echter Mehrwert.
Was bedeuten solche Kooperationen wie Ihre für die Region?
Nils Blondin: Sie zeigen: Wir können das hier – und zwar auf höchstem Niveau. Und das strahlt auch nach außen, macht den Standort attraktiv.
Sabine Weiß: Außerdem: Wer miteinander arbeitet, bleibt auch eher in der Region. Das sichert Fachkräfte, sorgt für Identifikation – und macht uns alle ein bisschen stärker.
Und sportlich? Gemeinsam im Team KAG. Feinmess war das erste Unternehmen, das sich für den Firmenlauf im Team der KAG gemeldet hat. Warum?
Nils Blondin: Weil wir den Gedanken des „Miteinanders“ nicht nur reden, sondern leben. Und weil es Spaß macht – Punkt.
Sabine Weiß: Wir sind auch dabei. Und wir wollen zeigen: Die Unternehmen hier stehen zusammen – nicht nur geschäftlich, sondern auch menschlich. Beim Laufen zählt das Team, nicht die Stoppuhr.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft – von der KAG, von der Region?
Nils Blondin: Die Netzwerktreffen sind ein echter Impulsgeber – gern regelmäßig! Und gern noch gezielter: mit Einblicken in andere Betriebe, mit Best Practices, von denen man lernen kann.
Sabine Weiß: Absolut. Man wird bei solchen Formaten erst wieder richtig daran erinnert, was wir hier in der Region eigentlich alles haben: Industrie, spezialisierte Dienstleister, enormes Know-how. Diese Sichtbarkeit ist ein Schatz. Und wenn wir dann auch noch über Themen vor Ort sprechen – Busverbindungen, Infrastruktur, Schule, Kita – dann wird es rund.
Nils Blondin: Das Unternehmerfrühstück des Friedberg Management Stammtischs ist da ein super Beispiel. Locker, kompakt, konkret. Wenn man das in andere Städte überträgt – gern!
Sabine Weiß: Und das Wichtigste: Zeit zum Reden. Die besten Ideen entstehen oft nicht im Vortrag, sondern an der Kaffeetasse. Wenn die KAG diesen Raum weiter bietet, ist sie auf einem richtig guten Weg.
Vielen Dank für das Interview!
Dieses Praxisbeispiel macht Mut – und Lust auf mehr. Es zeigt, was passiert, wenn Unternehmer miteinander ins Gespräch kommen: Aus einer Idee wird Zusammenarbeit, aus Zufall entsteht Miteinander. Die KAG bietet dafür den Raum – offen, unkompliziert und nah dran. Wer dabei ist, profitiert. Wer noch nicht dabei ist: Das nächste Netzwerktreffen kommt.
Förder-Informationen
Durch die Förderinitiative „Aktive Regionalentwicklung“ innerhalb des Programms Region gestalten wurden die vier Städte bis April 2024 mit 700.000 Euro Fördermitteln vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) und dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) unterstützt. Seit Juni 2024 geht die Unterstützung durch Region gestalten weiter. Die Förderinitiative „Absorptionsfähigkeit von Fördermitteln in strukturschwachen Räumen stärken“ unterstützt die KAG bis Herbst 2026 mit 500.000 Euro Fördermitteln.